Samstag, 18. April 2015

[Rezension] "Egal wohin" von Franziska Moll






Titel: Egal wohin
Reihe: nein
Autorin: Franziska Moll
Verlag: Loewe (9. März 2015)
Genre: Jugendliteratur
ISBN: 978-3785580226
Seiten: 224
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 - 17 Jahre



Nachdem "Was ich dich träumen lasse" die goldene Leseente abgestaubt hatte, muss ich das neue Buch von Franziska Moll natürlich unbedingt haben. Sie verpackte in dieses doch eher dünne Buch ein kleines Stück Poesie und ganz grosse Emotionen. Ich hoffe, sie kann mit "Egal wohin" nachlegen.




Jo zählt die Tage, bis sie nach Kreta auswandern kann – endlich 18 Jahre alt, endlich unabhängig, endlich frei.
In Kreta möchte sie ein neues Leben anfangen, mit Koch, ihrem Kumpel aus dem Restaurant, in dem sie kellnert. Doch als dieser verschwindet, sieht Jo, dass Koch nicht der einzige Mensch ist, dem Jo am Herzen liegt. Der unscheinbare, geradezu unsichtbare Amar ist es, der sich nun um Jo kümmert, bei ihr bleibt, egal, wie sehr sie ihn von sich stößt. Der ihr die Schönheit des Lebens zeigt, wie nur er sie sehen kann.
(Bild- & Textquelle: Loewe Verlag)







Einstieg ins Buch:
Ich bin zu spät. Wie immer.

Franziksa Moll konnte mich letztes Jahr ja mit ihrem Debüt "Was ich dich träumen lasse" begeistern, so dass ich sogar die goldene Leseente verliehen habe. Kein Wunder also, dass ich mich schon lange auf ihr neues Werk "Egal wohin" gefreut habe.
Jo zählt die Tage bis zu ihrem 18. Geburtstag, denn dann möchte sie mit Koch, ihrem Kumpel aus dem Biergarten, in dem sie kellnert, nach Kreta auswandern. Sie möchten ihr altes Leben zurücklassen und sich da mit einem eigenen kleinen Lokal einen Traum erfüllen.

Jo ist eine sehr schwierige Protagonistin. Klar hat sie viele Gründe, warum sie so ist, doch sie ist extrem kratzbürstig und stösst jeden vor den Kopf. Und nicht einmal nur Leute, die sich ihr nähern möchten sondern (vor allem) auch Männer, die sie sich gezielt 'auswählt' und ausnimmt oder blamiert. 

Koch spielt eine prägende Rolle in ihrem Leben. Er ist schon etwa 50 Jahre alt und nimmt sowas wie die Vaterrolle ein. Obwohl er nur ganz zu Beginn des Buches wirklich anwesend ist, ist er trotzdem die ganze Geschichte hindurch präsent, da Jo immer auf ihn wartet. Zudem streut sie immer mal wieder Lebensweisheiten von ihm ein, die richtige Perlen sind.

Koch sagt, die Menschen sehen immer nur die Hülle, sie sind zu faul, das Geschenk auszupacken.   (Seite 9)
Koch sagt, man sieht der Visage nicht an, was dahinter lost ist, es sei denn, man haut rein, dann fällt die Maske.       (Seite 60)

Doch dann kommt Koch einfach nicht mehr zur Arbeit und der unscheinbare Spüler Amir übernimmt nach und nach seine Rolle und so muss sich Jo mit ihm auseinandersetzen, macht sich mit ihm auf die Suche nach Koch und manchmal fahren sie einfach egal wohin.

So speziell und gewöhnungsbedürftig die Protagonistin ist, liest sich auch der Schreibstil. Die vielen kurzen, zum Teil regelrecht abgehackten Sätze spiegeln Jos Verhalten schön und üben schon nach kurzer Zeit eine enorme Faszination aus, der ich mich nicht mehr entziehen konnte.

Zwischen den einzelnen Kapiteln, die aus der ich-Perspektive von Jo erzählt werden, finden sich kurze, gedichtähnliche Sequenzen ohne Satzzeichen. In diesen Abschnitten erfahren wir recht verschlüsselt, was in Jos Vergangenheit passiert ist, was der Grund ist, warum sie regelmässig zum Therapeuten muss.

Je länger die Geschichte fortschreitet, je besser sie Amar kennenlernt, desto mehr macht sich Jo Gedanken, rückt etwas von ihren sturen Einstellungen ab und so vermag Franziska Moll mit dem Ende zu überraschen und bewegen. 

Namen sind wie Schall und Rauch, ein Name sagt nichts, es sei denn, er steht auf einer Whiskyflasche, dann weisst du, ob was Gutes drin ist. Nicht bei Menschen.     (Seite 52)



"Egal wohin" ist definitiv alles andere als 0815 und wird nicht nur Freunde finden. Doch mich konnte Franziska Molls Geschichte mit ihrer schwierigen Protagonistin und ihrem speziellen Schreibstil faszinieren und fesseln.








Franziska Moll lebt mit ihren Zwillingsmädchen in einem kleinen idyllischen Dorf in der Nähe von Köln. Nachdem sie schon mit drogenabhängigen Jugendlichen gearbeitet hatte, entdeckte sie das Schreiben für sich, lernte an der Internationalen Filmschule alles, was sie für ein gutes Drehbuch wissen musste und entwickelte Sitcoms und Filmideen. Doch erst, als sie sich entschloss, nur noch Romane zu verfassen, hatte sie endlich ihren absoluten Traumberuf gefunden. Eigene Verluste inspirierten sie zu Was ich dich träumen lasse und bestärktem sie in der Hoffnung, dass aus jedem Schicksalsschlag auch etwas Gutes entstehen kann.
(Textquelle: Loewe Verlag)


15 Kommentare:

  1. Mir ging es ähnlich wie dir :) Sehr schöne Rezension!

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  2. Bei mir steht schon "Was ich dich träumen lasse" auf der Wunschlist eund ich hab es noch nciht geschafft, zu lesen. Nun rutscht das zweite Buch der Autorin dazu. Heißt wohl, ich sollte schnellsten mal mit ihr anfangen! Danke für die Rezension :-)
    LIebe Grüße
    Melissa

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    1. Hoi Melissa

      Oh ja, lies "Was ich dich träumen lasse" möglichst schnell. Die Bücher sind ja nicht wahnsinnig umfangreich, aber wirklich toll und speziell zu lesen.

      lg Favola

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  3. Die Bücher der Autorin liegen auch schon auf meiner Wunschliste! Ich finde es außerdem auch schön, wenn in Büchern nicht immer nur Friede,Freude, Eierkuchen herrscht. Daher definitiv ein Wunschtitel, danke für die schöne Rezi! :)

    Liebste Grüße,
    Nazurka

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    1. Hi Nazurka

      Immer gerne :-)
      Ja, ich finde es auch schön, wenn nicht alles heiterer Sonnenschein ist, denn so ist das Leben ja auch nicht .... Wenn beide Bücher noch auf dem Wunschzettel liegen, würde ich dir aber"Was ich dich träumen lasse" noch mehr ans Herz legen. Dem Buch habe ich ja sogar die goldene Leseente verliehen.

      lg Favola

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  4. Du machst mich ganz neugierig auf das Buch, denn es liegt noch auf meinem SuB und wartet darauf gelesen zu werden :)

    LG Piglet <3

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  5. Huhu liebe Favola,

    ich habe "Was ich dich träumen lasse" leider noch nicht gelesen, es subbt aber zumindest. Daher war "egal wohin" mein erstes Buch der Autorin. Ich musste mich auch zuerst etwas in die Geschichte hinein finden und mich an Jo gewöhnen. Sobald dies aber geschehen ist, wurde mir so richtig bewusst, was für ein außergewöhnliches Buch ich da lese.

    Ich kann dir in allem absolut zustimmen, von mir hat es letztendlich auch 4/5 bekommen :)

    LG, Ally

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    1. Hoi Ally

      Ja, es ist wirklich ein ausserordentliches Buch und "Was ich dich träumen lasse" ist das auch - und doch so anders. Das habe ich nämlich schon ein Stück poetisch empfunden. Und für mich ist es schon noch einmal ein Stück besser.

      lg Favola

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  6. Hallo Favola!
    Mir ging es ganz genau wie dir - kein "Was ich dich träumen lasse", aber trotzdem wieder sehr lesenswert! :)
    LG Jan

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    1. Ganz genau, Jan. Aber ich denke auch, dass wir vielleicht die Erwartungen hochgeschraubt haben. An "Was ich dich träumen lasse" bin ich damals ganz unvoreingenommen und ohne andere Meinungen im Hinterkopf rangegangen, auf "Egal wohin" habe ich mich schon lange riesig gefreut und da steigen die Ansprüche .... aber ich empfand die Bücher auch recht unterschiedlich, was ich auch gut finde.

      lg Favola

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  7. Hallo Favola,

    ich kenne "Was ich dich träumen lasse" nicht, deshalb war "Egal wohin" das erste Buch von Franziska Moll, das ich gelesen habe und obwohl ich die Protagonisten auch sehr schwierig fand, gefiel mir das Buch doch wirklich gut. Ich werde es zum Welttag des Buches auch auf meinem Blog verlosen ;)

    Liebe Grüße,
    Moni

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    1. Hoi Moni

      Dann kann ich dir "Was ich dich träumen lasse" nur ans Herz legen, denn das hat mir wirklich supergut gefallen. Es hat ja sogar die goldene Leseente von mir verliehen bekommen. Und das will etwas heissen ....

      Schön, dass du "Egal wohin" verlosen wirst. Bei mir wird es mein März-Highlight sein.

      lg Favola

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  8. Hui, das klingt ja interessant. Bisher habe ich noch keinen Roman von Franziska Moll gelesen, dieser scheint aber nicht nur empfehlenswert, sondern auch eine kleine Herausforderung zu sein. Danke fürs Vorstellen!
    Liebe Grüße
    Anka

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