Titel: Ach wie gut, dass niemand weiss ...
Autorin: Alexa Hennig von Lange
Genre: Jugendbuch, Contemporary Young Adult
Verlag: cbt (29. April 2014)
ISBN: 978-3570162842
Seiten: 400
vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Von Alexa Hennig von Lange habe ich schon viel gehört, jedoch noch nie etwas gelesen. Die Inhaltsangabe von "Ach wie gut, dass niemand weiss ...." klang so vielversprechend, dass ich das unbedingt ändern musste.
Reibungslos, so soll das Leben von Sina, Tochter eines Staatsanwalts, verlaufen. Da passt ein aalglatter Schwiegersohn in spe wie Jean perfekt - jedenfalls für Sinas Eltern. Doch dann verändert ein einziger Abend Sinas ganzes Leben: Als ihre Freundinnen von den Jungs einer Gang angegriffen werden, ist es ausgerechnet einer der Täter, der Sina in letzter Minute rettet. Noah, so heißt der Junge, will Sina unbedingt wiedersehen und steigt sogar heimlich in die Villa ihrer Eltern ein, nur um mit ihr zu reden. Trotz allem, was zwischen ihnen steht, verlieben sich die beiden mit Haut und Haaren. Doch niemand darf von ihren heimlichen Treffen wissen! Und so beginnt ein Spiel mit dem Feuer, in dem plötzlich nichts mehr ist, wie es scheint ...
(Bild- und Textquelle: cbt)
Einstieg ins Buch:
"Los! Raus mit dir! Du hast lange genug depressiv rumgesessen." Juno und Nana schleifen mich hinter sich her durch unseren Vrgarten und katapultieren mich in den Wagen, den Lil hinter den Büschen vor unserem Haus geparkt hat.
Es gibt gehaltvolle Weine, die Jahre in Eichenfässer reiften und einen langen Abgang haben und es gibt Traubensaft im Tetrapack. "Ach wie gut, dass niemand weiss ..." ist für mich letzteres: definitiv für jüngere Konsumenten, mir viel zu süss.
Und dabei begann alles ganz vielversprechend ....
Die Szene, als Sina und Noah am Kaugummiautomaten das erste Mal aufeinander treffen, hat mir sehr gut gefallen. Ohne viele Worte fühlen die beiden eine Verbindung zum anderen und es knistert gewaltig. Vor allem vom mysteriösen Bad Boy Noah ist man sofort angetan, denn hinter seinen Tätowierungen scheint er sehr feinfühlig zu sein und es ranken sich viele Geheimnisse um ihn. Ist er wirklich so unschuldig wie er von sich behauptet?
Die beiden Protagonisten kommen aus zwei total verschiedenen Welten. Sinas Familie und Umfeld wird von der Autorin sehr schön aufgezeigt, so dass man sich ihre Situation gut vor Augen hat. Ihr Vater ist Staatsanwalt, ihrer Mutter ist vor allem das Ansehen wichtig und Sina gehört der angesagten Mädchenclique der Schule an. Nur ihre kleine Schwester scheint ein bisschen aus der Rolle zu tanzen.
Doch als Sina auf Noah trifft, gerät ihre (Gefühls-)Welt ausser Kontrolle. Ihre Gedanken kreisen nur noch um den Jungen von der anderen Seiten des Kanals, wo Armut und Gewalt regiert. Der Junge, der für sie verboten ist.
"Glaubst du nicht an das Gute?" Obwohl ich es ernst meine, klinge ich unfassbar naiv. Von meinem Vater weiss ich längst, dass es das Gute nicht gibt. Nur das Böse, das bekämpft werden muss. (Sina, Seite 44)
Die Geschichte ist aus der ich-Perspektive von Sina erzählt und so erhält man einen sehr guten Einblick in ihre Gefühlswelt - für einmal sogar einen zu guten. Klar, sie ist in der Pubertät und diese Zeit ist geprägt von Unsicherheiten und (Hormon-) Gefühlsschwankungen, doch immer und immer wieder ihren inneren Monologen folgen zu müssen, ob sie eine Beziehung mit Noah führen darf/kann/soll/will, wird mit der Zeit einfach zu viel. Dazu kommt, dass die Story je länger je mehr nur so von Kitsch trieft und für deutsche Verhältnisse einfach viel zu übertrieben ist.
Von Noah und seinem Umfeld, seiner Vergangenheit hätte ich sehr gerne noch etwas mehr erfahren, denn er war ganz klar mein Sympathieträger. Vor allem am Schluss hätte es für mich schon noch ein bisschen mehr Klärungsbedarf gehabt, denn da geht dann plötzlich alles wahnsinnig schnell.
Ich bin komplett von meinem mir vorbestimmten Weg abgekommen, und ich weiß, dass es kein Zurück mehr gibt. Ich bin der Liebe verfallen. Das ist der Weg, den ich nun weitergehen muss. (Sina, Seite 140)
Unglaubwürdig war für mich auch das Thema Sex. Sina war mit ihrem Ex-Freund ein ganzes Jahr zusammen - sie waren DAS Traumpaar an der Schule - haben jedoch nicht miteinander geschlafen. Und schon beim ersten Kuss mit Noah weiss sie, dass er der Richtige ist. Mir hat hier die Sensibilität mit der Thematik (auch zum Beispiel mit der Verhütung) gefehlt, die in anderen Büchern schön rübergebracht wird.
Ach wie gut, dass niemand weiss ... wie alt ich bin ....
Ich weiss, ich passe schon lange nicht mehr in die Zielgruppe der Jugendbücher, die ich lese. Und doch fühle ich mich immer gut aufgehoben. "Ach wie gut, dass niemand weiss ..." liest sich locker-flockig, doch bei der Lektüre habe ich mich mehrfach gefragt, ob ich nun definitiv alt werde .... Alexa Hennig von Langes Liebesschwüre sind bestimmt gute Unterhaltung für viele Teenager, für mich jedoch nicht (mehr).
"Ach wie gut, dass niemand weiss ..." liest sich süffig, doch wurde der Story definitiv zu viel Zucker beigefügt. Das Bouquet ist zu schwülstig und der Abgang hinterlässt eher einen fahlen Beigeschmack. Für einmal müsste es wohl heissen FSK unter 18.
- Ach wie gut, dass niemand weiss ...
- Ach wie gut, dass niemand weiß - Noahs Augenblick der Wahrheit (eBook, 46 Seiten)
© Thomas Koy |
Alexa Hennig von Lange wurde 1973 geboren und begann bereits mit acht Jahren zu schreiben. 1997 erschien ihr Debütroman Relax, mit dem sie über Nacht zu einer der erfolgreichsten Autorinnen und zur Stimme ihrer Generation wurde. 2002 bekam sie den Deutschen Jugendliteraturpreis. Es folgten zahlreiche Romane für Erwachsene wie Jugendliche und Kinder, außerdem Erzählungen und Theaterstücke. Alexa Hennig von Lange lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Berlin.
Schade, dass dir das Buch nicht so gefalen hat.. ich bin nach wie vor begeistert von diesem Buch :))
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Lisa
Liebe Lisa
LöschenDu bist ja auch definitiv einiges jünger als ich ;-)
Ich bin der Meinung, dass ich für dieses Buch einfach zu alt bin .... aber es ist doch schön, dass dich das Buch begeistern konnte. Alexa Hennig von Lange ist ja bekannt und hat auch schon einige Preise bekommen ....
lg Favola
Hallo Favola,
AntwortenLöschenich kann dir nur zustimmen. Das Buch ist eindeutig für eine jüngere Zielgruppe geeignet.
Ich würde jetzt nicht sagen, dass du zu alt wirst. Einmal wird man doch daneben greifen dürfen. Bei anderen Jugendbüchern sieht das ja schon wieder ganz anders aus. :)
Liebe Grüße
Katja
Hoi Katja
LöschenOh, du hast das Buch auch schon gelesen (und rezensiert)? Da muss ich doch gleich mal bei dir vorbei schauen ....
Ja, da hast du auch recht, dass man zwischendurch mal daneben greifen darf .... danach schätzt man die anderen Bücher wieder viel mehr :-)
lg Favola
Ach wie gut, dass ich jetzt weiß ... was ich nicht lesen werde. ;)
AntwortenLöschenAch wie gut, dass ich dir da weiter helfen konnte :-D
LöschenJap, voll und ganz meine Meinung!! Asaviel und ich haben ja zusammen gelesen und sind uns da auch einig. Die STÄNDIGEN inneren Monologe nerven und bei manchem Kitschsatz musste man einfach nur den Augen rollen. Zum Thema Sex gibt es nichts mehr zu sagen, da dachte ich nur "autsch". Das erste mal knutschen und sofort wieder der innere Monolog "er ist der Richtige und Sex wäre JETZT auch okay". Hallo?
AntwortenLöschenDein letzter Absatz vor dem Fazit ist genial! Ach wie gut, dass wir eigentlich zu alt für diese Bücher sind. Aber komisch, bei anderen geht's ja auch! Schade. Das Ende besiegelt dann das Urteil. Bei mir gab's auch 2.5, also 3 Punkte. Vielleicht zu gnädig. Aber es gibt ja (junge) Leser, denen das Buch gefällt.
Drück,
Damaris
Huhu Damaris
LöschenOh ja, ich habe auch häufig heftig mit den Augen gerollt ...
Und dann der Sex .... erst kein Vertrauen und denken, das war' s jetzt und dann? (Und Verhütung???)
Ja, 2.5 Sterne ist ja eigentlich die Mitte .... und von daher hat dann das so für mich gestimmt .... eben auch mit dem Hintergedanken, dass das Buch beim Zielpublikum wohl ankommt .... aber oft komme ich mir beim Lesen nicht zu alt vor ;-)
glg Nicole
Ich tanze mit meinen 20 mal wieder aus der Reihe =) Deine Kritikpunkte kann ich verstehen, aber das Thema Sex... Merkwürdig, dass bei ihr und Jean nichts lief, absolut, dass sie mit Noah hingegen sofort Sex hat... warum nicht? Wenn es passt, passt es ;)
AntwortenLöschenOje, also das hört sich absolut nach keinem Buch für mich an. Ich hab schon das ein oder andere darüber gehört und bin nun umso froher bisher die Finger davon gelassen zu haben.
AntwortenLöschenDanke dir für die ehrliche Rezi!