Donnerstag, 2. Januar 2014

[Rezension] "Januarfluss" von Ana Veloso






Titel: Januarfluss
Reihe: nein
Autorin: Ana Veloso
Genre: Jugendliteratur, Historisch
Verlag: cbj (26. August 2013)
ISBN: 978-3-570-15711-4
Seiten: 400
vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 12 Jahren



Ich möchte wieder vermehrt zu einem historisch angehauchten Buch greifen und da mein Bruder gerade diesen Sommer in Brasilien war, hat mich "Januarfluss" einfach angesprochen.





Brasilien, 1889. Die 15-jährige Isabel de Oliveira, Tochter eines verarmten Kaffeeplantagenbesitzers, soll mit dem mächtigen Dom Fernando verheiratet werden – der einfach nur abscheulich ist! Isabel flieht nach Rio de Janeiro, doch sie hat es sich einfacher vorgestellt, sich dort durchzuschlagen. Der 17-jährige Luiz erweist sich als Retter in der Not und gewährt ihr Unterschlupf. Allerdings verfolgt er seine eigenen Pläne, er kämpft gegen skrupellose Sklavenhändler – wie Dom Fernando. Hat die aufkeimende Liebe zwischen Isabel und Luiz unter diesen Umständen eine Chance?
(Bild- und Textquelle: cbj)




Einstieg ins Buch:
Es ist vorbei.
Mehr als eine Ahnung ist es im Grunde nicht. Aber ich bin mir trotzdem sicher, dass heute der Tag ist, an dem alles zu Ende ist.

30 Tage lang lässt uns die 15-jährige Isabel de Olivera an ihrem Leben teilhaben, 30 Tage, die ihre Welt, ihr Denken über den Haufen werfen und nachhaltig verändern.

Wir steigen am 11. Februar 1888 in die Geschichte ein, Karnevalssamstag in Rio de Janeiro. Doch Isabel ist nicht zum Lachen und Feiern zu Mute. Sie versteckt sich in einer dunklen und stickigen Kammer und bangt um ihr Leben.
Danach schwenkt die Kamera 29 Tage zurück und wir erfahren nach und nach, wie Isabel in diese heikle Lage kam. Dieser geschickte Aufhänger macht sofort neugierig und man möchte unbedingt wissen, wie es dazu kam, denn sie kennt sich eigentlich besser mit Mode und tadellosem Benehmen aus als mit dem wahren Leben.

Er würde mich in einen goldenen Käfig sperren, in ein Gefängnis aus Luxus und Lügen, aus Geld und Gefühlskälte. Und diese Vorstellung ist noch optimistisch.     (Seite 8)

Nach ihrer Flucht von der elterlichen Kaffeeplantage landet sie auf dem harten Boden der Realität und macht eine enorme Entwicklung durch. Das weltfremde, wohlbehütete Mädchen macht die Bekanntschaft mit dem anderen Ende der Gesellschaft, erlebt hautnah, was Sklaverei bedeutet und lernt, sich zu behaupten. 
In Rio de Janerio trifft sie auf den geheimnisvollen Lu, der ihr zwar immer mal wieder aus der Klemme hilft, aber genau so häufig wieder spurlos untertaucht. 

Man merkt erst, zu was man fähig ist - ich meine, wirklich fähig ist - , wenn man in einer schlimmen Notlage steckt.     (Seite 117)

Ana Veloso schreibt angenehm flüssig und authentisch. Durch die ich-Perspektive bekommt man das Gefühl, das Tagebuch von Isabel zu lesen. Sie stellt die Personen vor, plaudert von Schwärmereien, stellt jedoch immer mehr auch tiefgreifendere Überlegungen an. Wem kann sie vertrauen? Was erwartet sie vom Leben? Als Leser erlebt man dies alles hautnah mit und so kann man sich sehr gut in die Protagonistin einfühlen.

Ich weiss,  dass er einen kurzen Moment ungetrübten Glücks empfunden hat, auch wenn er es nicht zugeben mag. Und er weiss, dass ich es weiss. Es ist ein schönes Gefühl, als hätten unsere Herzen erstmals im gleichen Takt geschlagen oder als wären sich unsere Seelen begegnet - ein winziger wunderbarer Augenblick des Einklangs.     (Seite 166)


"Januarfluss" ist mehr als ein Jugendbuch. Es ist eine erfundene Geschichte vor dem brutalen Hintergrund der Sklaverei, eine Liebesgeschichte, die ohne Kitsch auskommt, Spannung, die unter die Haut geht. Ein Buch, das man nicht mehr so schnell aus der Hand legt.





© Jochen Quast


Ana Veloso, Jahrgang 1964, arbeitete nach ihrem Studium der Romanistik lange als Journalistin für mehrere namhafte deutsche Magazine. Seit ihrem Bestsellerroman "Der Duft der Kaffeeblüte" widmet sie sich ganz der Schriftstellerei. Die Hamburgerin verbringt jedes Jahr mehrere Monate im (meist portugiesischsprachigen) Ausland, um dort Eindrücke für ihre Romane zu sammeln. "Januarfluss" ist ihr erstes Jugendbuch.
(Bild- und Textquelle: cbj)




4 Kommentare:

  1. Das Buch gehört zu meinen "Müssen-unbedingt-gelesen-werden-2014" und zwar aus dem gleichen Grund wie du es gelesen hast. Es gab mal ne Zeit da hab ich sehr viele solcher Bücher gelesen und deshalb möchte ich auch gerne wieder damit anfangen, weil diese Jugendbücher mit historischem Touch einfach immer wieder schön sind.

    Liebe Grüße,
    Bramble

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    1. Hi Bramble
      In diesem Fall wird dir "Januarfluss" bestimmt gefallen. Ich werde bestimmt Ausschau nach anderen Büchern von Ana Veloso halten.
      lg Favola

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  2. Sofort auf die Wunschliste! Danke :-*

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    1. Hoi Damaris
      Schön, dass ich dich dazu animieren konnte :-)
      glg

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