Mittwoch, 20. Februar 2013

[Rezension] "Und keiner wird dich kennen" von Katja Brandis







Titel: Und keiner wird dich kennen
Autorin: Katja Brandis
Genre: Jugendbuch, Thriller
Verlag: Beltz & Gelberg (28. Januar 2013)
ISBN: 978-3407811301
Seiten: 400
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre


Da mir das Cover wirklich gut gefällt und die Inhaltsangabe sehr vielversprechend tönt, habe ich mein Glück bei der Bloggeraktion von Blogg dein Buch und Beltz&Gelberg versucht und wurde für die 20 Rezensionsexemplare ausgelost.






Ganz neu anfangen, alles hinter sich lassen, in eine andere Haut schlüpfen ... Was für manche ein verlockendes Gedankenspiel ist, wird für die 16-jährige Maja tödlicher Ernst. Ein packender Thriller um Identität, Stalking und die Macht des Internets.

Gute Freunde, ein schönes Zuhause und den tollsten Jungen der Welt zum Freund: Nach Jahren der Angst ist Maja endlich glücklich. Bis zu dem Tag, als der Mann aus dem Gefängnis entlassen wird, der Majas Familie einst brutal terrorisiert hatte. Er schreckt auch jetzt vor nichts zurück. Die Familie muss untertauchen: neue Stadt, neue Identität, alles auf Null. Nicht mal zu Lorenzo, ihrem Freund, darf Maja, die nun Alissa heißt, Kontakt haben. Ein neuer Albtraum beginnt: Wie soll sie Freunde finden, wenn sie nur Lügen erzählen darf und schon das kleinste Partybild auf Facebook ihr Leben in Gefahr bringen kann? Und wie könnte sie Lorenzo je vergessen? Einsam, voller Wut und Sehnsucht trifft Maja eine verhängnisvolle Entscheidung …
(Text- und Bildquelle: Beltz&Gelberg)



Einstieg ins Buch:
Als Maja die Wohnungstür aufschliesst und in den Flur tritt, spürt sie sofort, dass etwas nicht stimmt. Es ist so still.

Stalking - ein Thema das in den letzten Jahren vermehrt in den Medien präsent war. Ab und zu hört oder liest man von Fällen, die nicht gut endeten und immer mehr vernimmt man, dass Opfer alleine dastehen, da der Polizei die Hände gebunden sind, wenn noch nichts wirklich Schlimmes geschehen ist. Dieses heikle Thema einmal in einem Jugendthriller "mitzuerleben", war für mich neu und besonders interessant.

Manche Worte fressen sich in die Seele wie Säure, besser, man erspart sie sich.   (Seite 10)

Maja lebt mit ihrer Mutter Lila und ihrem kleinen Bruder Elias zusammen in Offenbach. In Lorenzo hat sie ihre grosse erste Liebe gefunden und alles könnte so perfekt sein, wenn da nicht die ständige Angst wäre . . . wenn sie nicht ständig von der Vergangenheit eingeholt würde . . .

Schon auf der ersten Seite realisiert man, dass im Hause Köttnitz etwas gar nicht in Ordnung ist. Maja kommt nach Hause und ihre Mutter sitzt reglos auf dem Sofa und raucht - raucht seit drei Jahren die erste Zigarette. Es ist ein Brief von der Polizei angekommen, in dem ihnen mitgeteilt wird, dass Robert Barsch in einigen Tagen aus der Haft entlassen würde. Und obwohl sie weggezogen sind und alles getan haben um anonym zu bleiben, sind sich Lila und Maja sicher, dass er sie wieder finden wird. Und wirklich: noch aus der Haft nimmt Robert Barsch telefonisch Kontakt auf und droht Maja, dass sie sie killen würden, wenn ihre Mutter nicht zu ihm zurückkäme . . .

Müssen sie wirklich ihr ganzes Leben zurücklassen, alles? Wieso eigentlich werden sie so furchtbar bestraft, obwohl sie nichts getan haben? Wieso sie und nicht derjenige, der ihnen das antut?   (Seite 44)

In der Geschichte begleiten wir mehrheitlich Maja und bekommen so hautnah mit, wie es in ihr aussieht. Wir erleben ihre Angst, ihre Zerrissenheit, ob sie Lorenzo wirklich aufgeben kann, um mit ihrer Familie noch einmal ganz von vorne zu begonnen, und ihren Willen, sich nicht unterkriegen zu lassen. So wird einem auch als Aussenstehender schnell klar, was es heisst, von einem Stalker terrorisiert zu werden . Und dennoch kann sich wohl kaum jemand vorstellen, was es heisst, alles hinter sich zu lassen, alles aufzugeben und eine neue Identität anzunehmen. Keinen Kontakt mehr zu anderen Familienmitgleidern, zu Freunden und Bekannten, sich komplett aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen und spezielle Hobbys oder Talente, ja sich selber aufzugeben und in eine Rolle hineinzuschlüpfen.
Maja war mir sofort sympathisch, denn sie wirkt mit ihrem Gefühlschaos und mit ihrem Handeln sehr authentisch.
Kursiv gedruckt erleben wir mit ihr Rückblenden in die Vergangenheit. Immer wieder wird sie von einer beängstigenden Szene mit Robert Barsch eingeholt und so erfahren wir nach und nach, was sich alles so zugetragen hat, bevor er ins Gefängnis musste.

Einzelne Kapitel erleben wir auch an der Seite von Lorenzo und Robert Barsch. Das gibt der Story noch mehr Tiefgang, vor allem die Perspektiven des Täters finde ich sehr spannend und aufschlussreich. So erleben wir seine wirren, krankhaften Gedanken und bekommen nach und nach auch eine Ahnung davon, warum Robert Barsch so wurde.

Dauernd denkt sie darüber nach, wer ihr was gemailt haben könnte, wie viele Facebook-Postings sie verpasst, wie viele unbeantwortete SMS inzwischen aufgelaufen sein könnten. (Seite 72)

Ein weiteres Thema, dem im Buch etwas mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird, sind die neuen Medien und sozialen Netzwerke. Nach dem Neuanfang erleben wir mit, wie schwer es Maja fällt auf ihr Handy und das Internet zu verzichten. Die Abhängigkeit von Facebook & Co. ist wohl grösser als es den meisten erscheint. Das mag nachdenklich stimmen, doch wir erleben auch, wozu soziale Netzwerke gut sein können . . .

Katja Brandis hat es geschafft, dass ich das Buch kaum mehr aus den Händen legen konnte. Sie schreibt prägnant und fesselnd. Mit ihrem sehr real wirkenden Jugendthriller hat sie mich zum Nachdenken angeregt, denn genau so könnte ein "Stalking-Fall" aussehen




Das Cover war das erste, das mir ins Auge gestochen ist. Das Rot leuchtet einem direkt entgegen und wirkt mit dem Schwarz noch viel mehr. Sofort erkennt man den Fingerabdruck, in dessen Mitte ein Mädchen abgebildet ist. Das Titelbild passt ausgezeichnet zum Buchinhalt, denn es gibt wohl kein besseres Zeichen für die eigene Identität.


  



"Und keiner wird dich kennen" ist ein sehr spannender und authentischer Jugendthriller, der das heikle Thema Stalking behandelt. Hautnah erleben wir mit, wie es Opfern ergeht und bekommen auch einen interessanten Einblick in die Psyche des Täters.







Katja Brandis wurde 1970 geboren, wuchs im Rhein-Main-Gebiet auf und studierte dort Amerikanistik, Germanistik und Anglistik. Sie begann schon als Kind Geschichten zu schreiben, die oft in fernen Welten spielten, und produzierte als Jugendliche stapelweise Manuskripte. Nachdem sie viele Jahre lang im “stillen Kämmerlein” geschrieben hatte, trat sie während des Studiums dem Frankfurter Schriftstellerkreis bei, der das Entstehen ihres ersten Romans Der Verrat der Feuer-Gilde begleitete. Heute lebt sie mit ihrem Mann und Sohn in der Nähe von München und arbeitet als freie Autorin, Lektorin und Journalistin.

Katja Brandis´ Hobbys sind Lesen, Schreiben, Schwimmen, ins Kino gehen, Tauchen und Reisen. Ihre Lieblingsautoren sind in der allgemeinen Literatur T.C. Boyle, Tracy Chevalier, Andreas Eschbach und Margaret Atwood, im Bereich Fantasy Robin Hobb, Tad Williams, George R.R. Martin (“Song of Ice and Fire”), Marion Zimmer Bradley (nur die Darkover-Bücher) und John R.R. Tolkien.
(Bild- und Textquelle: http://www.katja-brandis.de)

Katja Brandis hat auch bei meiner Autoren-Aktion "Wer "A" sagt ..." mitgemacht:

 


Ein herzliches Dankeschön für das Rezensionsexemplar geht an:



&.


16 Kommentare:

  1. Klingt wirklich richtig toll und so gruselig-real :-(

    Tolle Rezension! Ich drück dir ganz fest die Daumen!

    lg
    Steffi

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  2. Danke für die tolle Rezi (die ja auch noch wunderschön gestaltet ist!) Katja

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  3. Das Buch klingt ja sehr interessant, wandert natürlich auf meine WL. Vielen Dank für die Rezension!

    Liebe Grüße, Iris

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  4. Hallo liebe Favola,

    der neueste Jugendthriller von Katja Brandis steht schon auf meiner Wunschliste, da mir "Libellenfänger" schon so gut gefallen hat. Werde ich mir demnächst besorgen. :)

    LG
    Sabine

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  5. @Iris:
    Schön, dass du es gleich auf die Wunschlsite nimmst :-) Es ist wirklich ein eindrücklicher Jugendthriller mit einem einmal anderne Thema.

    @Sabine:
    Ich muss ja gestehen, dass dies das erste Buch von Katja Brandis war, das ich gelesen habe. Und das, obwohl ich schon länger mit "Ruf der Tiefe" und "Schatten des Dschungels" liebäugle. Aber es wird bestimmt nicht mein letztes Buch von ihr sein . . . "Libellenfänger" wäre auch was . . .

    lG Favola

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  6. @Steffi:
    Ja, ist wirkliche in eindrückliches Thema . . . und danke :-)

    Katja:
    Aber gerne doch :-) Jetzt bin ich schon auf weitere Bücher von dir gespannt.

    lG Favola

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  7. Auf dem Markt gibt es immer mehr, richtig gute und packende Jugend-Thriller. Keiner wird dich kennen hört sich echt gut an und sollte ich auch auf meine Wunschliste packen :)

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  8. @Jonas:
    Ja, da hast du Recht. Ich lese ja eigentlich sehr gerne Thriller, doch habe ich dieses Genre in letzter Zeit etwas vernachlässigt. Mit "Escape" und "Und keiner wird dich kennen" hatte ich diesen Monat aber gleich zwei Top-Thriller. Hast du "Escape" schon gelesen? Wenn nicht, würde ich dir das auch für deine Wunschliste empfehlen ;-)

    lg Favola

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  9. @Favola Escape habe ich leider auch noch nicht gelesen, ist aber auch schon auf der WL und Erebos ist auch noch im Regal :D Also ich freu mich schon darauf! Hänge momentan aber an der "Das Lied von Eis und Feuer"-Reihe (Band 5) :D LG jonas

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  10. Escape fand ich ja auch genial... So richtige Thriller (die ja irgendwie fast immer mit Krimi Hand in Hand gehen) mag ich nicht, aber ich fühle mich ja auch insgesamt in der Jugendbuchsache wohler :)

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  11. @Jonas:
    Dafür habe ich noch keinen Band von "Das Lied von Eis und Feuer" gelesen. Was ich mitbekommen habe, bist du ja sehr begeistert davon. Ist das so richtig High Fantasy wie "Herr der Ringe?
    "Escape" hat mich sogar noch mehr fasziniert und gefesselt . . . das habe ich an einem Tag ausgelesen. Ich muss ja zugeben, dass ich leider noch kein Buch von Ursula Poznanski gelesen habe. Auf mich warten aber "Die Verratenen" im Regal . . .

    @Steffi:
    Ich habe früher sehr viele Krimis & Thriller gelesen, bin ja nun auch eher auf die Jugendbücher umgeschwenkt. "Escape" ist für mich auch nicht wirklich ein typischer Thriller . . . aber ich war total fasziniert und gefesselt. Und ich ärgere mich, dass es erst 2014 weiter gehen wird . . .

    lg Favola

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    1. Dann machen wir für escape einfach auch einen 'Jammer-Club' auf... ;-)

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  12. Das ist eine wirklich sehr schöne Rezi :)
    Und das mit der Word-collage wollte ich auch einmal machen, bis jetzt hat sich leider noch nie die gelegenheit dazu geboten ;( Aber du hast es wirklich super schön umgesetzt!
    :)

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  13. @Steffi:
    Oh ja, da trete ich gleich bei :-)

    @Madi:
    Herzlichen Dank :-)
    Mir gefallen die Wordle auch sehr gut.

    lg Favola

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  14. Hey,

    ich hab grade mal deinen Blog entdeckt und bin einfach mal Leser geworden :D
    Die Rezension ist richtig gut & ich denke ich habe mal wieder ein Buch mehr auf meiner Kauf-Liste xD
    Klingt auf jeden Fall spannend :]]]

    LG, Toubi
    http://lordtoubington.blogspot.com/

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  15. @Toubi
    Ja, das Buch ist wirklich sehr spannend und behandelt einmal ein anderes Thema . . .
    Schön, dass du den Weg auf meinen Blog gefunden hast :-)

    lG Favola

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